DNN Artikel 2022 – Good food, talks and voices

Kunst in der robotron-Kantine

Die Geräusche der Skateboarder im Ohr nähert man sich der robtron-Kantine in der Dresdner Altstadt. Dieser Bau ist aus dem Areal des ehemaligen VEB Kombinats robotron erhalten geblieben. Das Projekt CAMPUS-Kantine des Kunsthauses Dresden hat das ostmoderne Gebäude wiederbelebt.
Auf dem Platz vor der breiten Treppe steht ein Wagen, der als Bar dient. Die Menschen sammeln sich und schlendern über das Gelände. Überall sind künstlerische Arbeiten zu entdecken.
Christiane Mennicke-Schwarz, die künstlerische Leiterin des Kunsthauses, eröffnet die Ausstellung der drei Arbeiten, welche im Außenraum hinzugekommen sind. Die Künstler:innen Christian Göthner und Antje Meichsner sind anwesend, ergreifen selbst das Wort und sind für Gespräche offen.

Treffen in der Kantine

Links vom Gebäude steht ein quadratisches 6x6m großes, rotes Holzobjekt. Es ist ein mobiler, abstrahierter Miniaturnachbau der Kantine. Die Wände nehmen das Formenspiel der Betonoberfläche des Originals auf, welches in den 70er Jahren von dem Künstler Friedrich Kracht gestaltet worden war.
Man kann das Objekt betreten. Unter freiem Himmel sind Stufen als Sitzplätze arrangiert. Auf der Plattform in der Mitte steht ein großer Grill, auf dem das Essen bereitet wird, welches es an diesem Abend für alle Gäste gibt.
Die Mini-Kantine ist das Werk vom Leipziger Künstler Christian Göthner. Es ist Ort der Begegnung, im Spannungsfeld zwischen Baustelle des Wohnquartiers nebenan und dem denkmalwürdigen Bau.

Perspektiven und Details

Im Vorraum der robotron-Kantine kann man in einer Sammlung historischen Postkarten das zum größten Teil bereits verschwundene Erbe der „ostmodernen“ Architektur in Dresden begutachten. Die Bilder einer Projektion zeigen den Prozess des Abrisses des robotron-Geländes.
Es werden Postkarten mit Detailaufnahmen zum Mitnehmen angeboten.
Diese Arbeit ist vom des Architekten und Fotografen Martin Maleschka. Er wirbt für den ideologiefreien Blick auf den kulturellen Wert des künstlerischen und baulichen Erbes der DDR.

Stimmen zeigen

Im überdachten Außenraum hört man Stimmen. Neben dem Eingang stehen Bänke und laden zum Verweilen ein. Hier ist die Klanginstallation der Dresdner Künstlerin Antje Meichsner zu hören.
Verarbeitet wurden Stimmen und Klänge, welche bei Gesprächen und vor Ort entstanden. Meichsner interviewte Menschen, welche auf unterschiedlichste Weise die Stadt gestalten: Von politisch aktiven Skateboarder:innen, über Angestellte der Stadt bis hin zu Menschen, welche Kinder und Jugendlichen helfen, ihre Wünsche zur Stadtgestaltung Gehör zu verschaffen.
Der entstandenen Klangcollage gelingt es, eine Stimmung und eine Struktur hörbar zu machen. Die Problematik der Macht und Ohnmacht in der Gestaltung von Stadt wird deutlich.

Das Projekt CAMPUS Kantine wird vom Kunsthaus Dresden gemeinsam mit Künstler:innen, Partner:innen und Förder:innen umgesetzt.
Bis November 2022 sind die Arbeiten zu sehen und zu hören. Es finden Veranstaltungen und Führungen statt. Der Eintritt ist frei.

Artikel DNN 2022 – Gutes Essen, Kunst und Gespräche

Kunst in der robotron-Kantine

Die Geräusche der Skateboarder im Ohr nähert man sich der robtron-Kantine in der Dresdner Altstadt. Dieser Bau ist aus dem Areal des ehemaligen VEB Kombinats robotron erhalten geblieben. Das Projekt CAMPUS-Kantine des Kunsthauses Dresden hat das ostmoderne Gebäude wiederbelebt.
Auf dem Platz vor der breiten Treppe steht ein Wagen, der als Bar dient. Die Menschen sammeln sich und schlendern über das Gelände. Überall sind künstlerische Arbeiten zu entdecken.
Christiane Mennicke-Schwarz, die künstlerische Leiterin des Kunsthauses, eröffnet die Ausstellung der drei Arbeiten, welche im Außenraum hinzugekommen sind. Die Künstler:innen Christian Göthner und Antje Meichsner sind anwesend, ergreifen selbst das Wort und sind für Gespräche offen.

Treffen in der Kantine

Links vom Gebäude steht ein quadratisches 6x6m großes, rotes Holzobjekt. Es ist ein mobiler, abstrahierter Miniaturnachbau der Kantine. Die Wände nehmen das Formenspiel der Betonoberfläche des Originals auf, welches in den 70er Jahren von dem Künstler Friedrich Kracht gestaltet worden war.
Man kann das Objekt betreten. Unter freiem Himmel sind Stufen als Sitzplätze arrangiert. Auf der Plattform in der Mitte steht ein großer Grill, auf dem das Essen bereitet wird, welches es an diesem Abend für alle Gäste gibt.
Die Mini-Kantine ist das Werk vom Leipziger Künstler Christian Göthner. Es ist Ort der Begegnung, im Spannungsfeld zwischen Baustelle des Wohnquartiers nebenan und dem denkmalwürdigen Bau.

Perspektiven und Details

Im Vorraum der robotron-Kantine kann man in einer Sammlung historischen Postkarten das zum größten Teil bereits verschwundene Erbe der „ostmodernen“ Architektur in Dresden begutachten. Die Bilder einer Projektion zeigen den Prozess des Abrisses des robotron-Geländes.
Es werden Postkarten mit Detailaufnahmen zum Mitnehmen angeboten.
Diese Arbeit ist vom des Architekten und Fotografen Martin Maleschka. Er wirbt für den ideologiefreien Blick auf den kulturellen Wert des künstlerischen und baulichen Erbes der DDR.

Stimmen zeigen

Im überdachten Außenraum hört man Stimmen. Neben dem Eingang stehen Bänke und laden zum Verweilen ein. Hier ist die Klanginstallation der Dresdner Künstlerin Antje Meichsner zu hören.
Verarbeitet wurden Stimmen und Klänge, welche bei Gesprächen und vor Ort entstanden. Meichsner interviewte Menschen, welche auf unterschiedlichste Weise die Stadt gestalten: Von politisch aktiven Skateboarder:innen, über Angestellte der Stadt bis hin zu Menschen, welche Kinder und Jugendlichen helfen, ihre Wünsche zur Stadtgestaltung Gehör zu verschaffen.
Der entstandenen Klangcollage gelingt es, eine Stimmung und eine Struktur hörbar zu machen. Die Problematik der Macht und Ohnmacht in der Gestaltung von Stadt wird deutlich.

Das Projekt CAMPUS Kantine wird vom Kunsthaus Dresden gemeinsam mit Künstler:innen, Partner:innen und Förder:innen umgesetzt.
Bis November 2022 sind die Arbeiten zu sehen und zu hören. Es finden Veranstaltungen und Führungen statt. Der Eintritt ist frei.

Artisttext: Anja Herzog


On the Art of Anja Herzog

It looks straight at you

The green eyes are looking exited and friendly, under a brown tentacle-like mop of hair. His mouth has a nearly-smile expression. The person portrayed wears a brown-red striped pullover, his head has the form of a pear and he has neither a nose nor ears – as far as you can tell.
He (or she?) can be seen in one of the 14 oil paintings, which form a family tree of fantasy creatures.

These individuals are painted by Anja Herzog, born 1992. Anja Herzog studied Fine Arts at the Academy of Fine Arts Dresden and since her diploma 2017, she has been working as an freelance artist and organizer of art projects in rural areas.

 

The entity – or from ballpoint pen to oilcolours

Anja Herzog used to prefer ballpoint pens for her drawings.
Huge heads are growing out of snail shells, the hatching and the lines are set clearly.
Then she started experimenting with colours. In the shapes and liquid colour veins she discovered the creatures, over and over again. The same, which had emerged out of her pen before.

Today she prefers painting with oilcolours, on canvas or on walls.
The bizarre figures are no longer just coming off experiments, they are unleashed, visualized and planned. In the family tree of the monster family the creatures are painted very accurately, lifelike and colourful. Their genders are so variously, like their appearance and looks: with curved horns, noseless, snarling or looking friendly.

Anja Herzog became more and more interested in the stories of the beings, and tells those in her surreal paintings. They are somehow reflecting our reality, dealing with current topics, like certain patterns of society, in families or gender affiliation.
She indicates seemingly normal facts and circumstances and questions them in her art.

The monsters are completely of this world

Anja Herzog puts the creatures in concrete contexts and realistic scenarios.
They are appearing in our everyday environment. Like the fish-monster, for example, which is sitting in an armchair and watches TV on a big screen. It sits in an ordinary living room, drinks water from a crystal carafe and looks at the „ordinary“ world through the eyes and windows of us humans, and in this way points to the unusual, the extraordinary.
A mirror in the mirror.

Sometimes Anja Herzog creates the environment first, before the belonging resident shows up, hatching out of his given conditions, like every real living being.
Sometimes the character is already there, even before they are appearing in the space in the picture.
Often they have a direct connection and traits of their ambience, like for example one creature, which wears a fungus-like hat, just in style of its home, a mossy skull on the edge of a pond.
And that is exactly, what makes it feel so familiar, since we are also individuals, which adapt our environment or become like it.

Little Escapes

Anja Herzogs creatures are not alien-like. As surreal the pictures seem to be at the first sight, as much realistic they really are.
They result from a precise power of observation of the behaviour of fellow human beings and the everyday absurdities of our own existence. The figures are based fully in the here and now, coming out of our world, with all authenticity and at the same time unreality.
Locations, which seem acquainted, become surreal sceneries through the presence of the beings.
You catch yourself in the feeling of familiarity and nevertheless you cringe because of the strangeness.

Doing that balance act, the monsters of Anja Herzog thrust you over a threshold and you discover yourself and the way we are living anew, from a very distinct perspective.
This view is full of insights but also can lead to very far off horizons.

Anja Herzog is humorous mirroring the world in her paintings, even though sometimes one is tempted to flee the reality through them. But latest, when the monsters look at you in a familiar way or you follow the eye of the fish-creature, which is watching TV, you land very hard – in the here and now.

Künstler:innentext Anja Herzog

Zu den Arbeiten von Anja Herzog


Es schaut einen an

Die grünen Augen blicken gespannt und freundlich, unter braunem tentakelartigem Haarschopf, der Mund ist zu einem neutralen Beinahe-Lächeln verzogen. Der Porträtierte trägt einen rotbraun geringelten Pulli, sein Kopf ist birnenförmig, er hat weder Nase noch Ohren – soweit man das beurteilen kann.
Er (oder sie?) ist auf einem der 14 Ölgemälde zu sehen, welche zusammen den Stammbaum einer Fantasiewesenfamilie bilden.

Gemalt wurden diese Wesen von Anja Herzog, Jahrgang 1992. Anja Herzog studierte Bildende Kunst in Dresden und ist seit ihrem Diplom 2017 als freischaffende Künstlerin und Organisatorin von Kunstprojekten (im ländlichen Raum) aktiv.

Die Wesenheiten – oder vom Kugelschreiber zur Ölmalerei

Anja Herzog bevorzugte ursprünglich Kugelschreiber als Werkzeug, um ihre Zeichnungen zu erstellen. Riesige Köpfe kommen aus Schneckenhäusern, die Schraffuren und Linien sind klar gesetzt.
Dann begann sie, mit Farben zu experimentieren. In Formen und verlaufenen Farbadern entdeckte sie wieder und wieder die Wesen, welche ihr auch schon vorher aus dem Stift geschlüpft waren.

Heute malt sie am liebsten in Öl, auf Leinwände oder Wände. Die skurrilen Gestalten entstehen nun nicht mehr zufällig aus Farb- und Linienexperimenten, sondern werden konkret hervorgerufen, bildnerisch geplant und umgesetzt.
Im Familienstammbaum der Monsterfamilie sind die Kreaturen akkurat, lebensecht und farbenfroh einzeln porträtiert.
Ihre Geschlechtszugehörigkeit ist so vielfältig, wie ihr Erscheinungsbild: mit geschwungenen Hörnern, nasenlos, zähnefletschend bis freundlich dreinschauend.

Anja Herzog begann sich für die Geschichten ihrer Wesen zu interessieren, und erzählt diese in ihren surrealen Gemälden. Sie spiegeln in gewissem Sinne unsere Realität, setzen sich mit aktuellen Themen auseinander, wie z. B. Gesellschafts- und Familienstrukturen oder Genderzugehörigkeit.
Sie machen den Betrachter auf scheinbar „normale“ Gegebenheiten und Umstände aufmerksam, und hinterfragen diese in ihren Bildern.

Die Monster sind ganz von dieser Welt

 

Anja Herzog setzt die Fantasiewesen in konkrete Zusammenhänge und realistische Bildszenarien. Sie lässt sie in unserer alltäglichen Umgebung auftauchen. Wie z. B. das Fischmonster, welches im Sessel sitzt und auf einem großen Bildschirm fernsieht. Es sitzt in einem gewöhnlichen Wohnzimmer, trinkt Wasser aus einer Kristallglaskaraffe und betrachtet diese „gewöhnliche Welt“ der Menschen durch unsere Augen und Fenster und macht dadurch das eigentlich Wundersame und Ungewöhnliche sichtbar. Ein Spiegel im Spiegel.

Manchmal kreiert Anja Herzog den Ort zuerst, ehe der hierzu gehörige Bewohner auftaucht, seinen gegebenen Bedingungen entschlüpft, wie jedes echte Lebewesen. 
Manchmal sind die Gestalten schon da, eh sie in ihrem Bildraum in Erscheinung treten. Oft haben sie direkten Bezug und direkte Merkmale ihrer Umgebung, so wie beispielsweise das Wesen, welches einen Pilzhut trägt, ganz im Sinne seiner Behausung, einem moosbedeckten Schädel am Rand eines Teiches. Genau das ist uns so vertraut, sind wir doch auch Wesen, welche unsere Umgebung adaptieren oder ihr mitunter ähnlich werden.

Kleine Fluchten

Anja Herzogs Kreaturen haben nichts Außerirdisches. So surreal die Bilder zuerst anmuten, so sehr sind sie bei genauerem Betrachten in der Realität verankert. Sie resultieren aus einer genauen Beobachtungsgabe der Verhaltensweisen von Mitmenschen und den alltäglichen Absurditäten unseres eigenen Daseins. Die Gestalten sind ganz aus dem Hier und Jetzt, aus unserer Welt, mit all ihrer Echtheit und gleichzeitigen Unwirklichkeit.
Orte, welche einem bekannt vorkommen, werden durch die An-Wesenheiten zu surrealen Szenerien. Man ertappt sich in dem Gefühl der Vertrautheit und dennoch erschaudert man aufgrund der Fremdartigkeit.
Bei dieser Gratwanderung stoßen einen Anja Herzogs Wesen über eine Schwelle und man entdeckt gleichzeitig sich selbst und unsere Lebensweise neu, aus einem sehr eigenen Blickwinkel. Dieser Blick ist voller Erkenntnis und kann einen aber auch zu weit entfernten Horizonten führen.
Anja Herzog spiegelt die Welt humorvoll in ihren Bildern, aber manchmal ist man auch versucht, durch sie der Realität zu entfliehen.
Doch spätestens, wenn die Monsterporträts einen vertraut anschauen oder man dem Auge des Fischwesens auf seinen Bildschirm folgt, landet man wieder völlig knallhart – im Hier und Jetzt.

Artisttext – on Monika Grobel

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Sorry- no translation available yet –
more on her work please visit: www.monika-grobel.com

Zu den Arbeiten von Monika Grobel

Figurative tanzende Linie

Die Bilder hängen an den Wänden, stehen schichtweise in den Ecken. Weiter oben an der Wand sieht man eine große, figurative Zeichnung. Eine ältere Zeichnung. Der Strich ist unruhig, wild, der Ausdruck des abgebildeten Gesichtes dagegen ist klar und steht unmittelbar in all den tanzenden Linien. 
Man fühlt es, man ist mittendrin.

In den aktuellen Bildern auf Papieren und Leinwänden, ist das Figurative aufgelöst. Hier und da kann man noch Spuren davon entdecken. Zarte Farben erheben sich vor dunklen Flächen. Sie überlagern filigran, meditativ gezeichnete Strukturen aus Punkten oder Strichen.

Diese kleinen Zeichen werden irgendwann mit Nadel und Garn gezogen. Mal klein, wie in gezeichneten Reihen und Zeilen. Dann ergeben sie ein großes Feld. Zwischen den klaren Strichen, an Anfang und Ende, plötzlich die losen tanzenden Fäden.
Später werden sie zu feinen, aber harten, langen Linien, die rigoros über die Flächen gezogen sind.

Bewegungen und feste Punkte

Alles begann mit dem Zeichnen von Punkten und Strukturen. Es führte weg vom Figürlichen. Fort von der „nervösen Linie“, dem Emotionalen und Intuitiven.
Die Arbeit lief jetzt langsamer, ruhiger.
Eine andere Art zu Zeichnen.
Irgendwann kamen die Fäden hinzu.

Sie ziehen sich durch das Papier, durch die gezeichneten Muster, Konturen und Flächen. Sie geben ihre eigene Struktur ins Bild. Eine harte klare Linie, mit losen Enden. Sie haben nun einen scheinbar ungeordneten Rhythmus. 
Ein Anklang an die nervöse Linie? Wie Gedanken, die flirren, aber an beiden Enden festgebunden eine Klarheit geben. Festgenäht, kontrolliert. 
Außer – es löst sich das Garn. 
Außer – man betrachtet die losen Fasern, ihre Zartheit. Beweglichkeit. 
Fast ist nicht daran zu denken, sie unter eine Glasscheibe eines Bilderrahmens zu pressen. Vielleicht ist es besser, wenn sie beweglich leicht im Luftzug hängen, tanzen können.

Stehende Linie, wehend

Auf den Leinwänden erblickt man auch eindeutig diese Fäden. Doch es ist still. Diese Fäden sind gezeichnet. Da ist er wieder: der gezeichnete Strich. Er imitiert die Klarheit der genähten Linie.
In den neusten Arbeiten kommt mehr Material ins Wehen, in die Bewegung. Ganze Flächen und Landschaften – wie wogende Felder kommt es aus den losen Enden zu Stande. Die nervöse Linien – nun frei tanzend.

 

Künstler:innentext – Monika Grobel


Zu den Arbeiten von Monika Grobel

Figurative tanzende Linie

Die Bilder hängen an den Wänden, stehen schichtweise in den Ecken. Weiter oben an der Wand sieht man eine große, figurative Zeichnung. Eine ältere Zeichnung. Der Strich ist unruhig, wild, der Ausdruck des abgebildeten Gesichtes dagegen ist klar und steht unmittelbar in all den tanzenden Linien. 
Man fühlt es, man ist mittendrin.

In den aktuellen Bildern auf Papieren und Leinwänden, ist das Figurative aufgelöst. Hier und da kann man noch Spuren davon entdecken. Zarte Farben erheben sich vor dunklen Flächen. Sie überlagern filigran, meditativ gezeichnete Strukturen aus Punkten oder Strichen.

Diese kleinen Zeichen werden irgendwann mit Nadel und Garn gezogen. Mal klein, wie in gezeichneten Reihen und Zeilen. Dann ergeben sie ein großes Feld. Zwischen den klaren Strichen, an Anfang und Ende, plötzlich die losen tanzenden Fäden.
Später werden sie zu feinen, aber harten, langen Linien, die rigoros über die Flächen gezogen sind.

Bewegungen und feste Punkte

Alles begann mit dem Zeichnen von Punkten und Strukturen. Es führte weg vom Figürlichen. Fort von der „nervösen Linie“, dem Emotionalen und Intuitiven.
Die Arbeit lief jetzt langsamer, ruhiger.
Eine andere Art zu Zeichnen.
Irgendwann kamen die Fäden hinzu.

Sie ziehen sich durch das Papier, durch die gezeichneten Muster, Konturen und Flächen. Sie geben ihre eigene Struktur ins Bild. Eine harte klare Linie, mit losen Enden. Sie haben nun einen scheinbar ungeordneten Rhythmus. 
Ein Anklang an die nervöse Linie? Wie Gedanken, die flirren, aber an beiden Enden festgebunden eine Klarheit geben. Festgenäht, kontrolliert. 
Außer – es löst sich das Garn. 
Außer – man betrachtet die losen Fasern, ihre Zartheit. Beweglichkeit. 
Fast ist nicht daran zu denken, sie unter eine Glasscheibe eines Bilderrahmens zu pressen. Vielleicht ist es besser, wenn sie beweglich leicht im Luftzug hängen, tanzen können.

Stehende Linie, wehend

Auf den Leinwänden erblickt man auch eindeutig diese Fäden. Doch es ist still. Diese Fäden sind gezeichnet. Da ist er wieder: der gezeichnete Strich. Er imitiert die Klarheit der genähten Linie.
In den neusten Arbeiten kommt mehr Material ins Wehen, in die Bewegung. Ganze Flächen und Landschaften – wie wogende Felder kommt es aus den losen Enden zu Stande. Die nervöse Linien – nun frei tanzend.

Mehr zu Monika Grobels Arbeiten: www.monika-grobel.com